Die Gattung Paracheirodon
Der folgende Artikel soll einen kleinen Überblick über die in der Aquaristik als Neons bekannt gewordenen Arten der Gattung Paracheirodon bieten. Neben den für die Aquaristik interessanten Haltungsbedingungen, möchte ich hauptsächlich auf die Lebensweise und Habitate der Fische in der Natur eingehen.
Die Gattung Paracheirodon umfasst moment drei beschriebene Arten, die ich im Einzelnen vorstellen möchte:
- Paracheirodon axelrodi – Den Roten Neon
- Paracheirodon innesi – Den Neonsalmler
- Paracheirodon simulans – Den Blauen Neon
Paracheirodon axelrodi – Der Rote Neon
Der Rote Neon gehört weltweit zu den wohl beliebtesten und bekanntesten Zierfischen überhaupt.
Die Art wurde 1952 durch den deutschen Limnologen Prof. Dr. Harald Sioli während Untersuchungen im Oberlauf des Orinoco entdeckt und 1956 von Schultz als
Cheirodon axelrodi beschrieben. Die Art ist im Einzug des Rio Orinoco und es Rio Negro weit verbreitet und es werden jährlich mehrere Millionen Exemplare für die Aquaristik, hauptsächlich aus Brasilien und Kolumbien, importiert. Die Anzahl der Nachzuchten im Handel ist auf Grund des geringen Preises bei Wildfängen recht überschaubar.
Ökologie und Habitat
Der Lebensraum des Roten Neon hängt stark mit dem Wechselspiel von Trocken- und Regenzeit ab.
Während der Niedrigwasserperiode leben die Tiere in
Remanos genannten beschatteten Randbereichen der Bäche, in denen die Strömung sehr gering ist.
In der Hochwasserperiode suchen die Roten Neon die
Igapó genannten Überschwämmungswälder auf und halten sich dort bevorzugt im oberflächennahen Wasser auf. Die Begründung dafür findet sich offensichtlich in der recht geringen Sauerstoffkonzentration der tieferen Wasserschichten.
Typische Habitate des Roten Neon weisen häufig größere Anhäufungen von totem Laub und nur sehr selten echte Wasserpflanzen auf. Im Gegensatz zu der langläufigen Behauptung, der Rote Neon sei ein Schwarzwasserfisch, findet man in der Natur die größten Bestände im Klarwasser, welches nur eine geringe Färbung durch Huminstoffe aufweist. Das Wasser dort ist extrem mineralarm und weist einen PH Wert um 5 auf. Nur sehr selten findet man größere Populationen in echtem Schwarzwasser bei noch niedriegeren PH Werten.
In der Natur laicht der Rote Neon zu Beginn der Regenzeit, je nach Verbreitungsgebiet, zwischen Januar und Mai. Die Tiere sind zu diesem Zeitpunkt meist 12-13 Monate alt und ein Großteil der Fische stirbt bereits nach Ende der Laichzeit an Entkräftung und mangelhafter Ernährung.
Im Aquarium gehaltene Rote Neon werden bekanntermaßen deutlich älter, als ihre Verwandten in der Natur.
Haltung im Aquarium
Paracheirodon axelrodi lebt in der Natur in Gruppen und dementsprechend sollten auch im Aquarium immer mehrere Tiere der Art gepflegt werden. Die häufig wiederholte Floskel "Neons sind Schwarmfische und es müssen mindestens zehn Tiere gepflegt werden" ist zwar in sofern nicht richtig, dass der Rote Nein kein Schwarmfisch im eigentlichen Sinne ist, aber sie bietet einen guten Anhaltspunkt in Bezug auf die Gruppengröße. Für Aquarien ab 60cm Kantenlänge sind, je nach Beibesatz, 10-15 Tiere angemessen. Je größer das Aquarium, desto größer sollte im Idealfall auch die Anzahl der Tiere ausfallen. Rote Neon kommen in gut bepflanzten und etwas dunkler gestalteten Aquarium am besten zur Geltung. Beim Wasser braucht man sich nicht an den Biotopwerten orientieren. Gut eingewöhnte Tiere können auch in mittelhartem Wasser und bei mittleren Temperaturen um 25°C über Jahre erfolgreich gepflegt werden. Daher sollte der Fokus mehr auf sauberes und keimarmes, als auf weiches und saures Wasser gerichtet sein. Rote Neon lassen sich problemlos mit den gängigen Trockenfuttersorten ernähren, jedoch ist eine abwechslungsreiche Fütterung mit Lebend- und Frostfutter empfehlenswerter.
Paracheirodon innesi – Der Neonsalmler
Die Entdeckung des Neonsalmlers Mitte der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts war eine aquaristische Sensation. Als erster Europäer sah offenbar der französische Schmetterlingssalmler Auguste Rabaut im Jahr 1935 den Neonsalmler im Grenzgebiet von Peru und Kolumbien und schickte einige Exemplare nach Europa. Über Umwege gelangten diese Exemplare zu dem bekannten Salmlerspezialisten George S. Myers, welcher die Art schließlich als
Hyphessobrycon innesi beschrieb. Mit dem Artnamen innesi wurde der Herausgeber des damals führenden Aquaristikmagazins "The Aquarium" William T. Innes geehrt, der an der Weitergabe der ersten Exemplare des Neonsalmlers beteiligt war.
Bereits in den späten Dreißigerjahren begann man die neue Entdeckung in größeren Mengen zu importieren.
In heutiger Zeit stammen die meisten im Handel befindlichen Neonsalmler aus asiatischen Züchterreien, oder auch aus Deutschland. Importe von Wildfängen sind inzwischen seltener geworden.
In der Aquaristik sind inzwischen auch unterschiedliche Zuchtformen von
P. innesi verbreitet.
Dazu gehört der Diamantkopfneon, eine Variante mit Schleierflossen, sowie eine albinotische Zuchtform.
Ökologie und Habitat
In der Natur kommt
Paracheirodon innesi hauptsächlich in den Einzugsgebieten des Rio Ucayali, sowie des Rio Napo in kleineren beschatteten Klarwasserbächen vor, welche in Peru
Quebradas genannt werden. Diese Bäche weisen ebenfalls eine hohe Falllaubschicht, sowie Totholzansammlungen auf. Die Wasser verhältnisse in den Habitaten von
P. innesi sind ähnlich derer in denen man
P. axelrodi findet. Das Wasser ist sehr weich und weist ebenfalls einen PH-Wert um 5 auf. Entgegen der in der Aquaristik häufig verbreiteten Meinung, der Neonsalmler sei eher ein Fisch für kühlere Aquarien, findet man
Paracheirodon innesi in der Natur bei Temperaturen zwischen 25°C und 29°C. Wie auch
P. Axelrodi, laicht
P. innesi zu Beginn der Regenzeit. Im Gegensatz zum Roten Neon, sind die Jungtiere des Neonsalmlers in der Natur bereits mit ca. 8 bis 9 Monaten geschlechtsreif.
Haltung im Aquarium
Im Grunde genommen unterscheiden sich die Ansprüche des Roten Neon und des Neonsalmlers nicht wesentlich.
Paracheirodon innesi gilt, auf Grund der jahrelangen Nachzuchten, nur als anspruchsloser in Bezug auf Wasserhärte und PH-Wert.
Paracheirodon simulans – Der Blaue Neon
Der 1963 vom französischen Ichthyologen Jaques Géry beschriebene Blaue Neon
Paracheirodon simulans fand seinen Weg als Beifang des Roten Neons in die Aquaristik. Die kleinste Art der Gattung stammt aus den Nebengewässern des oberen Rio Negro und Orinoko in Brasilien, Kolumbien, sowie Venezuela. So gut wie alle im Handel befindlichen Tiere sind Wildfänge.
Da der Blaue Neon meist etwas blasser erscheint als seine beiden größeren Verwandten und auch als empfindlicher gilt, ist er in der Aquaristik deutlich seltener anzutreffen.
Ökologie und Habitat
Über die natürliche Verbreitung des Blauen Neons mangelt es noch an genaueren Untersuchungen.
Laut Geisler fand man
P. simulans unter anderem in einem kleinen See mit dichter emerser und submerser Vegetation, sowie in Biotopen die denen der anderen beiden Arten ähneln. Auch
P. simulans stammt aus sehr mineralarmen Gewässern mit recht niedrigen PH-Werten.
Haltung im Aquarium
Paracheirodon simulans gilt als die empfindlichste der drei Arten, unterscheidet sich aber in der Pflege nicht nennenswert von
P. axelrodi.
Quellen:
V. Bydzovsky: Neonsalmler (2002)
R. Geisler: Die Neonfische der Gattung Paracheirodon, in: DATZ Sonderheft Amazonas (1994)
W. Staeck: Samler aus Südamerika (2008)